Die Archäologie hat für sich bestimmt, dass ihr der Befund angeblich wichtiger ist als der Fund. Unter Befund versteht man die Erkenntnisse, die aus einem Fund abzuleiten sind. Ich möchte ergänzend gerne einmal folgendes archäologische Grundgesetz formulieren:
“Ohne Fund kein Befund!”
Und hier kommen die Sondengänger ins Spiel. Durch ihren unermüdlichen Fleiß und ihren Spürsinn entdecken sie Funde, die dann der Archäologie als Grundlage für ihre Befunde dienen. Der “Fund” steht quasi am Anfang der archäologischen Nahrungskette und ermöglicht die wissenschaftliche und wirtschaftliche Verwertung erst.
Schauen wir uns dies am Beispiel der “Himmelscheibe von Nebra” einmal an. Dieser Fund hat manchem Archäologen eine Grundlage für seine Karriere geliefert. Unzählige Bücher wurden geschrieben, am Ende sogar ein Museum gebaut, Deutschland konnte sich rühmen die älteste Himmelsdarstellung hervorbracht zu haben. Sogar die Deutsche Bahn hat profitiert, indem sie Zugreisen zur Ausstellung der Himmelsscheibe organisierte. Entsprechende Plakate waren zeitweise auf jedem größeren Bahnhof zu finden. Trotzdem bekamen die Entdecker mächtig viel Ärger.
Ähnlich verhielt es sich mit dem Barbarenschatz von Rülzheim, den Benny Czerny (Sondelpowershop) gefunden hat. Auch hier blieb der Dank für die Entdeckung und Meldung weitgehend aus. Im Gegenteil! Man bemängelte, dass der Entdecker den Schatz nicht früher gemeldet hat, übersieht dabei aber die von der Archäologie zu verantwortenden miserablen Rahmenbedingungen. In einem Klima der Angst und Willkür ist es nur allzu verständlich, dass jeder Schatzfinder erst einmal die Lage sondiert. Schon der Spiegel empfahl 1991 “so mißtrauisch zu sein wie beim Viehhandel“, bevor man einen Schatzfund meldet.
Den Entdeckern, die sich nur Ärger eingehandelt und aus finanzieller Sicht eher gering profitiert haben, kann daher kaum genug gedankt werden. Den großen Reibach haben andere gemacht.
Diese einfachen Beispiele zeigt wieder, wie wichtig Sondengänger für Karrieren und die sogar für die Wirtschaft sind.
Sondengänger sind in zwei Gruppen zu unterteilen, die übertrieben gesetzeskonformen und die anderen. Nennen wir sie “Kreativsondler”. Ein Archäologe aus Marburg hat es einmal treffend formuliert: “Genehmiungssondler sind brav, aber einfallslos”. Dieser Satz bringt es auf den Punkt.
Vom einem Sondengänger, der nur auf seinen genehmigten Ackerflächen herumhoppelt, sind kaum Sensationen zu erwarten. Den großen Mehrwert bringen die freischaffenden Kreativsondler. Darum sind genau sie ein wichtiger Baustein im Gesamtgefüge der Archäologie.
Einen sehr guten Weg geht das Amt in Koblenz. Die dort vergebenen Sondelgenehmigungen umfassen sowohl Acker als auch Waldgebiete und haben fast keine Einschränkungen. Hier können sich die Sondengänger relativ frei entfalten und dies führt zu erstaunlichen Erkenntnissen.
Autor: Jens Diefenbach